Island hat ein "green grid", ein grünes Stromnetz. So gut wie der gesamte Strom wird fossilfrei produziert. Die geologischen

Voraussetzungen sind hierzu sehr gut: Durch die vorhandenen heißen Quellen wurde die Stromversorgung schon früh auf Erdwärme aufgebaut. Geheizt wird fast ausschließlich mit dem Warmwasser, das quasi vom heißen Magma gezapft wird.

Die große Herausforderung 100% fossilfreie Strom- und Wärmeproduktion - bei der viele Länder noch am Anfang stehen - ist hier schon vollbracht. Bleibt die Herausforderung des Transports - auch für die "Dagmar Aaen".


Nach einer schaukeligen Überfahrt von den Faröern liegen Schiff und Crew in Seyðisfjörður an der Ostküste von Island im schützenden Hafen. Starker Westwind hat die direkte Ansteuerung von Reykjavík verhindert. Die spannenden Projektbesuche auf der Insel voller Energie wollen wir trotzdem nicht verpassen. Kurzerhand fahren Frauke und Tobias mit dem Überlandbus quer über die Insel in die Hauptstadt und treffen sich dort mit Lauren. Sie stößt hier auf Island zur Crew dazu.


Über Sigga, unser isländisches Crewmitglied, bekommen wir Kontakt zu Jón Björn Skúlason. 100% fossil-freier Transport bis 2050, das ist das Ziel von seiner Organisation "Icelandic New Energy" (http://www.newenergy.is/?lang=en) . Wie kann das gehen? Ein guter Mix:

Besserer öffentlicher Verkehr, Elektro-Mobilität, Methanol, Wasserstoff-basierte Brennstoffe. Prozentual ist Island das Land mit dem

höchsten Anteil Elektro-Autos, einige Arbeitgeber stellen Strom-Tanksäulen direkt am Arbeitsplatz bereit und auf unserer Busreise

fielen uns die orangefarbenen Stromquellen für Autos auf. Für Lkw und die große isländische Fischereiflotte bieten sich andere Lösungen an.


Eine Option ist Methanol. Wie das hergestellt wird sehen wir tags darauf in der George Olah Renewable Methanol Plant (http://carbonrecycling.is/george-olah/) in Svartsengi, nahe der weltweit bekannten Blauen Lagune. Ómar Sigurbjörnsson von Carbon

Recycling International erklärt uns den Prozess: Zuerst wird Wasserstoff mit Hilfe von Elektrolyseuren aus dem hier überall verfügbaren Wasser hergestellt. Dafür braucht man Strom, der kommt aus dem benachbarten Geothermie-Kraftwerk. Dann kommt CO2 dazu. Das wird aus dem Dampf des Erdwärme-Kraftwerkes herausgefiltert. Das Ergebnis: Methanol - Ómar bevorzugt den Namen "Vulcanol". Damit steckt schon im Namen woher die Energie kommt und man verwechselt es nicht mit Methanol, welches oft

einen Kohle- oder Erdgas-Ursprung hat. Ob das was für den alten Callesen auf "Dagmar Aaen" wäre?


Praktisch am Vulcanol/Methanol ist, dass es ähnlich verwendbar ist wie Benzin und man keine komplett neue Infrastruktur benötigt. Noch ist es teurer als fossiler Brennstoff. Damit zum Beispiel die Fischer auf Methanol als Treibstoff umstellen, bedarf es zusätzlicher Anreize. Doch die werden kommen. Sowohl von der Politik, als auch vom Verbraucher: Ein mit grünem Treibstoff gefangener Fisch ist eben viel wertvoller und schmeckt dann sicher gleich doppelt so gut.


Frauke Wiese