Nicht nur in Sachen Hilfsbereitschaft sind die Pellwormer absolute Spitze. Seit Tagen drückt der Ostwind das Wasser aus dem Wattenmeer. Vor Anker haben wir auf Hochwasser gewartet, um im engen Prickenweg zum Hafen der Insel genug Wasser unter dem Kiel zu haben. Als die "Dagmar Aaen" dann doch plötzlich auf Schiet sitzt, reagiert die Inselbevölkerung sofort! Silke Backsen - die alle auf Pellworm kennen als die Frau, die gemeinsam mit anderen die Bundesregierung verklagte, weil ihr die Beschlüsse des Klimakabinetts im letzten Herbst zu zögerlich waren, um wirklich etwas in Sachen Klimaschutz zu erreichen - telefoniert mit Steffen Koch, der mit seinem Krabbenkutter bereits auf dem Weg in die Fanggründe ist.

Der geht mit seiner rund 300 PS starken "Maya" umgehend auf Gegenkurs und eilt uns zu Hilfe. Mit viel Geschick zieht er unseren 80 Tonnen schweren Haikutter aus dem Schlick. An der extra für uns abgesperrten Pier nimmt Hafenmeister Manni Jensen persönlich unsere Leinen an und Waltraud Brumm vom Landfrauenverein lädt eine Kiste Bier aus ihrem schwarzen VW Käfer, damit wir auf den Schreck erstmal ein Anlegerbier trinken können. Ein toller Empfang!

Aber damit nicht genug. Waltraud Brumm hat für uns auch noch einen spannenden Ausflug organisiert. An Bord des Ausflugsschiffs "Gebrüder" bringen uns Andreas und Jogi Hellmann zur Hallig Norderoog. Die beiden Brüder haben als Einzige seit Generationen die Erlaubnis, in die intensivste Schutzzone 1 des Nationalparks Wattenmeer zu fahren. Beim Besuch an der Pfahlhütte des Vereins Jordsand erklärt uns Regionalleiter Eric Walter Flora und Fauna. Auch die unterschiedlichen Auffassungen der Naturschützer auf der einen und den Insulanern auf der anderen Seite werden angesprochen. So sagt der Verein Jordsand, der Nationalpark Wattenmeer soll komplett sich selbst überlassen bleiben.

 

Der durch den Klimawandel steigende Wasserspiegel würde bedeuten, dass Inseln wie Norderoogsand und Süderoog irgendwann komplett überspült würden und als Brutgebiete für diverse Seevögelarten nicht mehr zur Verfügung stehen würden. Die Pellwormer dagegen fordern, dass westlich der Inseln Sand aufgespült werden soll, um die Sände zu halten und gleichzeitig Gemeinden wie Pellworm oder Hooge zu schützen. Sogar die mittlerweile erforderlichen Deicherhöhungen wären dann nach ihrer Meinung nicht mehr nötig.

Für uns geht es weiter nach Norderoogsand. Dort wandern wir in einer beeindruckenden Sandlandschaft, die an eine Wüste erinnert. Leider finden wir allerdings auch jede Menge Plastikmüll, den wir an Bord der "Gebrüder" abtransportieren. Auf der Rückfahrt nach Pellworm geht es noch vorbei an voll belegten Seehundbänken - die gesamte Crew der "Dagmar Aaen" kehrt am Abend fasziniert vom Wattenmeer und voller Eindrücke an Bord zurück.

Pellworm ist eine Reise wert!

Matze