Das kleine Anwesen an der Commercial Street in Lerwick auf den Shetland Inseln hat es zu einer gewissen Berühmtheit gebracht. Genauer gesagt, die Garage auf dem Grundstück. Noch genauer, das Dach der Garage. Das ist auf Fotos zu sehen, die man im Shetland Museum finden kann. Und ein französischer Wissenschaftler hat einmal ein Buch geschrieben über Garagendächer, ist dazu extra vorbei gekommen und hat Fotos von der Garage gemacht, erzählt uns der Besitzer stolz. Warum? Ganz einfach. Das Garagendach ist ein umgedrehtes Boot! Ein typisches, acht Meter langes Shetland-Fischerboot, das von vier Seeleuten gerudert wurde.

Auf den Shetland Inseln und in Frankreich gibt es diese Konstruktionen öfter. Bevor ein altes Boot am Strand vergammelte, nahm man es lieber her und gab dem hölzernen Rumpf eine neue Bedeutung. Auch in unserem Fall war das so. Das teer-schwarze Boot wurde zuerst als Fischereifahrzeug genutzt, bekam Anfang des letzten Jahrhunderts einen kleinen Motor und diente bis zur Außerdienststellung in den 60er Jahren als Postboot, das zwischen den Inseln verkehrte. Und nun ist es eben die imposante Bedachung der Garage in der Commercial Street.


Direkt neben der Garage führt eine Natursteintreppe 13 Stufen hinunter zum "Leog Beach". Auf dem nur 100 Meter langen und 14 Meter breiten Strand (eingepfercht zwischen Klippen) fertigen wir ein weiteres Müllprotokoll an. 955 Gramm Plastik sammeln wir ein. Netz-Bestandteile, Plastikkrümel, ein paar Tonscherben und zwei Kühlpacks. Alles wird genau notiert. Der Strand ist vergleichsbar sauber. Kein Wunder, erklärt uns der Garagenbesitzer. Vor zwei Wochen fand auf den Shetlands gerade die alljährliche Müllsammel-Aktion statt. Dabei schwärmt die gesamte Bevölkerung der Inseln an die Strände aus und sammelt an einem Wochenende alles ein, was dort angeschwemmt oder hineingeworfen wurde (keepscotlandbeautiful.org). In diesem Jahr kamen dabei 60 Tonnen (!) Müll zusammen.

Zudem liegt der "Leog Beach" an einem strömungsreichen Gebiet, wodurch viel Unrat vom Wasser davon gespült wird. Ein paar hundert Meter stadteinwärts liegt der "Lerwick Boating Club". Ein altes Sandsteingebäude direkt am Wasser, mit eigener Steganlage und großer Terrasse. Neben den Seglern trainieren hier auch diverse Ruderer. Im Keller des Clubhauses dürfen wir eine heiße Dusche genießen. Und es gibt eine Münz-Waschmaschine. Die entwickelt sich quasi zu unserem Fitnessprogramm, denn um eine Ladung Wäsche zu reinigen, muss man dreimal wieder zum Boating-Club laufen, um eine Ein-Pfund-Münze nachzuwerfen...


Lerwick selbst ist der Hauptort der Shetlands. Die bitterarme Region kam in den 80er Jahren zu einem gewissen Wohlstand, weil dort Ölvorkommen gefunden wurden und eine riesige Lager- und Verladestation aufgebaut wurde, was den Shetlands Arbeitsplätze und Steuereinnahmen bescherte. Wir liegen mit der "Dagmar Aaen" direkt im Zentrum der Stadt. Von hier ist es nicht weit zu "Malackoff", dem zentralen Schiffsausrüster. In einem rot gestrichenen, heruntergekommenen Holzgebäude tut sich ein kleines Paradies für Segler auf. Denn der Laden ist sehr gut sortiert. Es gibt maritime Ersatzteile aller Art. Wir schlagen zu und kaufen Schäkel, Karabiner, Augbolzen und Tauwerk. Daraus entsteht an Bord eine eigenwillige Konstruktion unter den Davits, an denen schaukelnd unser Schlauchboot hängt.

Dank der neuen Spannvorrichtungen ist das Dinghi fortan gut gesichert für unseren weiteren Weg Richtung Norden.