Nach einer schnellen Überfahrt mit viel Rückenwind sind wir am Dienstagmorgen vor schönstem Eisbergpanorama in Qeqertarsuaq eingelaufen. Die Seebeine gewöhnen sich schnell wieder an festen Boden unter den Füßen, so dass es gleich auf Erkundungstour gehen kann. Dabei treffen wir nicht nur auf einen wunderschönen schwarzen Strand, gespickt mit aufgelaufenen Eisbergen, sondern auch auf Kirsten Pedersen. Neben dem Betrieb eines liebevoll eingerichteten Kunstcafés hat sich Kirsten dem Problem der zunehmenden Plastikverschmutzung der umliegenden Küste verschrieben. Zusammen mit wenigen Freiwilligen versucht sie so die Umgebung sauber zu halten – ein vergebliches Unterfangen.

Wir lernen von Kirsten, dass neben der Fischerei ein Großteil der Küstenverschmutzung vom Land her rührt. Wie die meisten kleinen Ortschaften hat auch Qeqertarsuaq mit seinen gut 800 Bewohnern eine eigene Müllhalde am Ortsrand zwischen den Felsen. Dort liegt der Müll offen herum, die kleine lokale Verbrennungsanlage wurde kürzlich abgeschaltet. In Grönland wird die Müllverwertung zunehmend zentralisiert, so dass dieser von den kleinen Ortschaften wie Qeqertarsuaq mit dem Schiff in die zentrale Verwertungsanstalten transportiert wird. So zumindest das Ziel, in der Praxis sehen sich die lokalen Ortschaften jedoch nicht mehr in der Verantwortung und durch fehlenden Windschutz werden große Teile des Mülls aufs Meer getragen. Laut Kirsten ist die oft einfache lokale Verbrennung mit all den ungefilterten Schadstoffen keine gute Lösung, die neue zentrale Lösung jedoch ebenso verbesserungsbedürftig.

Erneut haben wir Plastikuntersuchungen durchgeführt. Dafür haben wir uns zwei Strände zum Vergleich ausgewählt, zum einen den Stadtstrand und zum anderen einen Strand etwas außerhalb in einer geschützten Bucht. Gemäß des wissenschaftlichen OSPAR-Leitfadens haben wir so zwei große Strandabschnitte komplett gesäubert und die Art, Anzahl und das Gewicht der Verunreinigungen dokumentiert. Diese Art der Untersuchung führen wir auf unserer gesamten Expedition immer wieder durch, um so in Zusammenarbeit mit dem Alfred Wegener Institut eine Aussage darüber treffen zu können, wie stark die Meere insbesondere im hohen Norden verschmutzt sind. In einer zweiten Untersuchung, in Kooperation mit der Senckenberg Gesellschaft, nehmen wir Proben von Plastikteilen, welche zurück in Deutschland auf den Eintrag nicht endemischer Arten untersucht werden. Wir wollen herausfinden ob zum Beispiel Bakterien oder Algen auf einem Stück Plastik durch die Weltmeere reisen können und sich so verbreiten.

Neben den allgegenwärtigen Rückständen aus der Seefahrt und Fischerei finden wir auch alltägliche Rückstände die in jedem Hausmüll zu finden sind. Von Feuerzeugen, Ölbehältern, Verpackungen jeglicher Art, Zigarettenfiltern bis hin zu Spritzen ist wirklich alles dabei. Das Ergebnis der Untersuchung hier in Qeqertarsuaq hat uns nicht überrascht, der Stadtstrand war relativ sauber, jedoch gespickt von Hinterlassenschaften der Einwohner, der Strand in der vorgelagerten Bucht war geprägt vom Eintrag aus dem Meer. Die Vielfalt der Verschmutzung auch hier nördlich des Polarkreises ist für uns ernüchternd. Ein positiver Nebeneffekt ist jedoch - wir hinterlassen die Strände nach der Untersuchung sauber.

 

Kristian