Unser letzter Hafen auf den Färöern ist Klaksvik. Das ist die zweitgrößte Stadt auf den Färöern mit einem sehr aktiven Fischereihafen. Gastfreundschaft wird hier wie überall mit Herz und Seele gelebt. Der Hafenmeister erkennt in der "Dagmar Aaen" sofort ein ehemaliges Fischereischiff und empfängt uns beim Anlegen bereits an der Pier. Landstrom und Frischwasser zum Bunkern - alles schon vorbereitet. Service erster Klasse! Liegegeld will er auch nicht kassieren - "Ihr habt ein schönes Schiff", antwortet er nur kurz. Kurze Zeit später taucht er mit einer großen Tüte frischem Dorsch und Schollen an der Pier auf und drückt uns die in die Hand. "Für Euch, Ihr werdet sicher Hunger haben", meint er nur kurz. Thomas, unser Smut, ist in seinem Element. Binnen kurzer Zeit steht das Fischbuffet mit frischem Salat auf Deck und wir genießen ein Stück vom Tagesfang der örtlichen Fischereibetriebe.


Aufgrund der Wetterdaten, die wir vom Seewetteramt Hamburg bekommen haben, müssen wir eine Kursänderung vornehmen. Vor der Südwestküste Islands braut sich das nächste Sturmtief zusammen. Die Meteorologen haben uns ausdrücklich vor diesem Sturmtief gewarnt. Bei der morgendlichen Crewbesprechung erläutert uns Arved die aktuelle Wetterlage und den daraus folgenden Ablauf der nächsten Tage bis Island.

Unser ursprüngliche Plan, Reykjavik direkt anzusteuern, wird fallen gelassen. Statt dessen setzen wir den Kurs auf Seyðisfjörður im Osten Islands ab und weichen damit dem ärgsten Wetter aus. Dabei gibt es Einiges zu bedenken: Crewwechsel, Projekttermine, Schiffsalltag - alles muss umorganisiert werden.


Früh am nächsten Morgen geht es los. Um 6 Uhr ist Auslaufen in Richtung Island. 250 NM liegen nun vor uns. Hohe Dünung, starke Böen, Regen und Nebel machen sich nach kurzer Zeit auf See bemerkbar. Das Schlimmste aber umfahren wir auf unserem neuen Kurs. Das Thermometer fällt unter 10° und die Wassertemperatur auf 5° ab. Es ist deutlich kühler geworden. Nach zweieinhalb Tagen erreichen wir Island. Da liegt sie nun vor uns, leicht verschlafen im Morgengrauen, die isländische Küste. Unser erster Anlaufpunkt ist die Hafen- und Fischereistadt Seyðisfjörður. Schneebedeckte Berge links und rechts des Fjordes, Schmelzwasserbäche die in Kaskaden die Berghänge hinabstürzen, Wolken, Nebel - ein nahezu mystischer Ort. Der Hafenmeister gibt uns per Autolicht Signal, wo wir anlegen dürfen und wie überall hier in den nördlichen Breiten liegt der Landstrom parat. Nun müssen wir kurz warten bis der Zoll an Bord kommt, damit wir einklarieren können.

Während es draußen in Strömen regnet, und der Sturm an Heftigkeit zunimmt, nehmen alle bei Tee und frisch gebrühtem Kaffee in der Messe Platz und halten Schiffspapiere, Crewliste und Pässe zur Überprüfung parat. Alles in Ordnung, der Herr vom Zollamt geht von Bord und wir können frühstücken.

Angekommen!


Peter Hipp