Island steckt voller Energie. Es sprudelt und dampft auch wenn gerade kein Vulkan ausbricht. Die weißen Dampfwolken leiten uns den Weg nach Hellisheiði östlich von Reykjavík. Von weitem sieht man den Dampf über die imposante Landschaft steigen. Bis 350 Grad Celsius heiß ist das, was aus den Bohrlöchern des Geothermie-Kraftwerkes in Hellisheiði kommt. Damit kann man prima Strom und Wärme aus Erneuerbaren Energien gewinnen. Quasi ohne Klimaemissionen. Das ist gut aber es geht noch besser. Nimmt man das Paris Climate Agreement ernst, brauchen wir schon bald sogenannte Negativ-Emissionen. Wie soll das gehen?

Bergur und Sandra vom Reykjavík Energieversorger merkt man die Begeisterung für ihr Projekt Carbfix

(https://www.or.is/english/carbfix/carbfix-project) an. Die Idee ist so simpel wie genial: In Wasser gelöstes CO2 wird zu Mineral (z.B. Kalsit) wenn es auf das isländische Basaltgestein trifft. Das passiert seit Jahrtausenden auf natürliche Art und Weise, der weiße Feststoff bleibt dann unter der Erde. Was passiert wenn man zusätzlich CO2 unter die Erde bringt, all die überschüssigen Klimaemissionen, die uns so viel Kopfzerbrechen bereiten? Genau das probieren Sandra, Bergur und ihre Kollegen in einem europäischen Forschungsprojekt. Sowohl das konzentrierte CO2 aus dem geothermischen Kraftwerk als auch CO2 aus der Luft wird in Wasser gelöst unter die Erde gepumpt. CO2 aus der Luft? Wir stehen vor einer unscheinbaren Anlage, sieht aus wie ein überdimensionierter Ventilator, an einem Container angebracht. Ein echter CO2-Fänger, gebaut von der Schweizer Firma Climeworks. Alles mit einem Spanngurt festgezurrt - eine Anpassung an die isländischen Wetterverhältnisse. 50 Tonnen CO2 werden mit der Testanlage jährlich aus der Luft geholt. Strom und Wärme braucht man dafür, die gibt es gleich nebenan. Mit Kohlestrom sollte man so eine Anlage natürlich nicht betreiben, erklärt Bergur aber auf Island sind die Bedingungen ideal.

70% des CO2 werden verwendet, 30% fixiert. Ein kleiner Technologiepark ist um die Anlage herum entstanden, ein kleines Gewächshaus und ein Container mit Algenproduktion nutzen das CO2. Die restlichen 30% werden in Wasser gelöst - das kann man sich so vorstellen wie Sprudel in Limo - und ab zum Bohrloch, dem Re-Injection Well. Recht unscheinbar sieht die kleine runde Hütte darauf aus, aber darunter passiert die Magie: In 750m Tiefe trifft das in Wasser gelöste Gas auf das Basaltgestein.

Und wie viel bleibt dann wirklich unten? Sandra und Bergur sehen sich grinsend an: Mehr als 95%. Das ist ein phantastisches Ergebnis. Und an Ideen für die Ausweitung des Projektes mangelt es nicht. Sobald CO2-Emissionen endlich einen echten Preis bekommen, steht auch einem ökonomischen Betrieb solcher Anlagen nichts mehr im Wege.

Wir hätten sicher noch tausend Fragen an die beiden stellen können, aber auch hier gibt es wichtige Termine: Die isländische

Fußballnationalmannschaft trat gegen die Nigerianische an. Eigentlich lag so gut wie ganz Island außer der Gastronomie lahm.

So, damit ist unsere Zeit hier in Reykjavik auch vorrüber. Wir bedanken uns bei Siggas Mann, Böbbi und den Kindern, bei denen wir ein paar Tage unterkommen konnten. Takk fyrir!!! Es war gemütlich, lecker und super nett!


Frauke, Tobias und Lauren